Rosa Luxemburg in Tel Aviv – DIE LINKE in der nächsten Bundesregierung?

Über die Eröffnung des Auslandsbüros der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Tel Aviv hat die Betreiberin der Tel Aviv Sequenzen einen ziemlich nachdenklich stimmenden Bericht geschrieben. Petra Pau hielt eine der Eröffnungsreden. Dazu im besagten Blog:

In meiner Einladung war ihre Rede mit dem Titel ‘Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden – Rosa Luxemburg und die heutige Linke’ angekündigt.
Vor Ort wurde die Rede jedoch mit ‘Gedanken zur Freiheit durch Sozialismus’ benannt Es ist eine reine Vermutung, aber mich beschlich der Gedanke, dass der Israel-Boykottaufruf des Duisburger Linkepolitikers, Hermann Dierkes, der Ende Februar 2009 eine Welle der Empörung auslöste, Petra Pau dazu bewog, den Titel ihrer Rede zu ändern, um so einer möglichen hitzigen Debatte im Journalistenhaus ‘Bet Sokolov in Tel Aviv zu entgehen.

Und so drängte sich der Beobachterin folgender Eindruck immer deutlicher auf:

Man bekam den leisen Verdacht, dass an diesem Tag seitens der RLS weitgehend Konsens darüber herrschte, dass israelkritische Positionen der Partei DIE LINKE hier keiner weiteren Reflexion benötigten, ja im Allgemeinen der israelisch-palästinensische Konflikt am Besten nicht beim Namen genannt werden sollte.

Petra Pau erzählte in ihrer Rede viel über die Notwendigkeit von Linken, immer und überall für Bürgerrechte einzutreten, verlor aber kein Wort zu den Zuständen in der Nähe ihres unmittelbaren Sprechortes. Dazu in den Tel Aviv Sequenzen:

Wenn man in Tel Aviv im Saal sitzt, Begriffe wie ‘Bürger- und Freiheitsrechte’ oder ‘Gleichheit’ durch den Raum gewirbelt werden und zeitgleich, weniger als 80 km entfernt, die Menschenrechte mit Füßen getreten werden, Menschen systematisch ausgegrenzt und entrechtet werden, so wartet man gespannt darauf, dass in der Rede der Bogen zum israelisch-palästinensischen Konflikt und zur aktuellen Israel-Debatte innerhalb der Linkspartei geschlagen wird.
Vergebens. […]
Petra Pau tritt für Bürgerrechte und Demokratie und gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus ein. Warum also ausgerechnet in Tel Aviv das Schweigen zur aktuellen Lage in Israel? Ist diese ‘tiefe Schuld’ gegenüber Juden und Jüdinnen so mächtig, dass man es vorzieht, möglichen Auseinandersetzungen nur einen begrenzten Raum zu bieten, um ja nicht die Gemüter zu erhitzen, um nicht in Verruf zu geraten, Israel zu dämonisieren.

Harte Worte. Große Worte. Wichtige Worte. Auch DIE LINKE scheint angekommen im hiesigen leitmedialen Mainstream. Die Lage des gegenwärtigen Nahostdiskurses wird von der Betreiberin der Tel Aviv Sequenzen nachgerade wortgewaltig auf den Punkt gebracht:

Schnell, leichtfertig und überzogen werden Israelkritiker als Antisemiten stigmatisiert, und die Wortwächter übertreffen sich in ihrer Empörung, sodass jede Diskussion und kontroverse Debatte im Keim zu ersticken droht – zum Leidwesen der Palästinenser und natürlich auch aller Israelis, Juden, Nichtjuden, die gegen das Unrecht kämpfen und ein gleichberechtigtes und friedliches Zusammenleben anstreben.

Mit der Partei DIE LINKE ist ein weiteres zartes Pflänchen eingegangen. DIE LINKE ist nun endlich zeitgemäß und regierungsfähig.

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