Die Erinnerung an Auschwitz dient zur Rechtfertigung von Vielem- im Irak, in Israel-Palästina…

… und überall dort, wo die Bundeswehr „Auslandseinsätze durchführt“, d.h. in jenen Regionen, die in der tagesschau „Krisengebiete“ genannt werden. Wessen Krise dabei gemeint ist, bleibt offen. Der Aufruf des No-pasaran-Bündnisses gegen einen Naziaufmarsch am 13. Februar in Dresden kann durchaus als antifaschistische Abrechnung mit (bundes-)deutscher Geschichtspolitik gelesen werden:

Neben der Betonung der deutschen Opfer gibt es aber noch einen zweiten Aspekt deutscher Geschichtspolitik, der auf dem Bild des „geläuterten Deutschlands“ aufbaut, das seine Geschichte erfolgreich „aufgearbeitet“ habe. Spätestens seit der rot-grünen Bundesregierung wird so durchaus wieder an deutsche Schuld erinnert – wenn man diese Erinnerung im Sinne deutscher Machtinteressen wenden kann. Gerade wegen seiner Schuld an Vernichtungskrieg und Shoah und wegen der vorbildlichen „Aufarbeitung“ dieser Schuld sei Deutschland nun dazu prädestiniert, in Europa und der Welt dafür zu sorgen, dass „so etwas nie wieder passiert“ – und das natürlich auch mit militärischen Mitteln. Ein solcher Diskurs lässt sich für die Normalisierung des Militärischen und die Militarisierung nach innen nutzbar machen, und das machen die deutschen Eliten in perfekter Arbeitsteilung: Die Teilnahme an der Bombardierung Jugoslawiens 1999 wurde noch unter Verweis auf Auschwitz und mit den Tränen ex-pazifistischer grüner Bundestagsabgeordneter verkauft, die „doch irgendetwas dagegen tun“ mussten. Inzwischen ist die deutsche Teilnahme an Kriegshandlungen so selbstverständlich geworden, dass als Begründung die „Verteidigung deutscher Interessen“ ausreicht. Die schwarz-gelbe Koalition kann nun verstärkt daran arbeiten, den Militarismus auch im Alltag zu verankern – mit Jugendoffizieren an den Schulen, noch mehr Gelöbnissen in der Öffentlichkeit und „Heldengedenkfeiern“ für getötete Soldaten.

Mit anderen Worten: Rotgrün als geschichtspolitische Steigbügelhalterin von Schwarzgelb.So etwas nennt man, glaube ich, demokratischen Deal Konsens.

Doch auch die Lektüre der sonstigen Passagen lohnt sich – ich nenne nur die Stichworte „deutscher Opfermythos“ und „Extremismusverständnis“. Dank an Trueten!

Ein Gedanke zu “Die Erinnerung an Auschwitz dient zur Rechtfertigung von Vielem- im Irak, in Israel-Palästina…

  1. Dabei mischen doch Teile der Antifa selbst kräftig mit bei diesem Spiel.

    Da wird und wurde für einen Krieg gegen Afghanistan, den Irak, den Libanon und aktuell gegen den Iran eingetreten, alles mit der Begründung „dass so etwas (Shoah) nie wieder passiert“.
    Auf Pro-Israel Demos, wie zuletzt zur Verteidigung des Ramboeinsatzes auf der Mavi Marmara, sieht man massig Antifaflaggen.

    Bei der konkret fiel mir das (seit ich sie die letzten Monate wieder mal gekauft habe) auch auf. Da wird auf Deutschland bezogen eine ganz klare Antiimp-Schiene gefahren („Guttenberg – Kriegsverbrecher in spe“) aber die anderen Kriegsparteien, allen voran die USA werden mit Samthandschuhen angefasst.

    Ein wenig Selbstkritik im Text wäre daher nicht schlecht gewesen, auch wenn der Text sonst interessant und lesenswert ist.

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