Super gelaufen, Bibi. Nachdem er nichts hatte unversucht gelassen, die Anschläge auf die Redaktionsräume von Charlie Hebdo und auf ein kosheres Restaurants als Beleg dafür zu nutzen, dass Frankreichs nach Israel ziehen sollten – am besten gestern, besuchte er im Kontext der Großdemonstration in Paris die dortige große Synagoge. Und was singen die Anwesenden? Die Nationalhymne. Ich sag nur: Marchant! Marchant! Und Netanyahu steht da vorn und denkt sich so: „Scheiß Diaspora…“ Wo ist die Security?
Kategorie: Palästina
„It’s a shame Hitler didn’t finish the job“: Israelis antworten kritischen Shoa-Überlebenden
Letzte Woche ist ein Offener Brief, unterzeichnet von ca. 300 Überlebenden der Shoa bzw. Angehörigen von Überlebenden und Opfern, veröffentlicht worden. Darin wird das Massaker, dass Israels Streitkräfte an ca. 2000 Palästinensern im Gazastreifen verübt haben, aufs Schärfste verurteilt. Der Text fand schnelle Verbreitung in den sozialen Medien. Reaktionen aus Israel ließen nicht auf sich warten:
David Cohen: Those aren’t Holocaust survivors those are probably collaborators with the Nazis.
Shmulik Halphon: He’s invited to go back to Auschwitz.
Itzik Levy: These are survivors who were Kapos. Leftist traitors. That’s why they live abroad and not in the Jewish State.
Vitali Guttman: Enough, they should die already. They survived the Holocaust only to do another Holocaust to Israel in global public opinion?
Meir Dahan: No wonder Hitler murdered 6 million Jews because of people like you you’re not even Jews you’re disgusting people a disgrace to humanity and so are your offspring you are trash.
Asher Solomon: It’s a shame Hitler didn’t finish the job.
Katy Morali: Holocaust survivors who think like this are invited to go die in the gas chambers.
Yafa Ashraf: Shitty Ashkenazis you are the Nazis.
Was sagt man dazu? Kommentare erbeten!
Anna Esther Younes‘ „Banalität des Bösen“ – eine Streitschrift als Trostschrift

Abermals Kudos to Wolf Wetzel. In seinem Blog ist jetzt ein Text in die Welt gesetzt worden, der es wahrlich in sich hat. Die deutsch-palästinensische Politologin Anna Ester Younes hat eine Streitschrift zum Umgang mit dem Nahostkonflikt in Deutschland in Zeiten des jüngsten Gaza-Massakers verfasst und sie, gar nicht einmal unprovokant, unter die Überschrift „Die Banalität des Bösen“ gefasst. Es geht um ihre Wahrnehmung des besagten Konflikts. Durchsetzt mit massig Fußnoten, soll Younes‘ Beitrag eben keine wissenschaftliche Abhandlung sein – und schon gar nicht so es darum gehen, Argumente kritisch und (scheinbar) objektiv gegeneinander abzuwägen. Vielmehr geht es darum, wie der Umgang der hiesigen Öffentlichkeit – gerade auch die Rezeption in jenen Kreisen, die sich sonst, ohne mit der Wimper zu zucken, für jede sonstige Form der Solidarität einspannen lassen – mit dem Gemetzel in Gaza, aber auch die Biographie der Autorin bei derselben zu einem Gefühl der Ohnmacht, zu Wut und zu Trauer geführt haben:
Ich schreibe diese Zeilen, weil ich sie gerne mal gelesen hätte – auf Deutsch: Einen wütenden Artikel über und aus Deutschland! Auf Facebook ist die internationale Sprache English und so wird in Zeiten des Konfliktes auch oft gepostet – die besten Artikel und tollsten politischen Übersichten[85] und Abrisse[86] und Chronologien[87]. Sie sind herzlichst eingeladen alle Fußnoten hier nachzulesen!
Eine nicht unbedeutende Rolle in Younes‘ Überlegungen spielen auch ihre Erlebnisse in sozialen Medien. Einerseits ergebe sich dort, so Younes, am ehesten die Möglichkeit, ungefiltert, empathisch und offen über Israel-Palästina zu sprechen. Andererseits würden ebendort aber auch Unvermögen und Unwillen zum Dialog besonders deutlich zum Tragen kommen.
Letzten Endes behandelt Younes‘ Streitschrift die ganz großen Fragen: Was tun, wenn alle schweigen im Angesicht des Bösen? Was tun, wenn jegliches Mitgefühl fehlt und einem Worthülsen und messerscharf-unbarmherzige Analysen um die Ohren fliegen? Was tun, wenn Worte nicht ausreichen, um die entstandene Vereinsamung zu beschreiben? Was, wenn Krieg gleich Frieden ist? Wenn Moral und Unmoral gleich sind? Wenn es dann doch nur um uns selbst geht? Und der Tod das letzte Wort haben darf?
Auf Instagram prahlt der IDF-Soldat David Dovadia damit, 13 Kinder im Gazastreifen getötet zu haben.
Auch in der taz wird dem Lesenden befohlen, nicht so fixiert auf Israel zu sein – ach, der Yücel:
Wenn dir die Menschenrechte im Nahen Osten so am Herzen liegen, dann finden sich für dich andere Themen. Die Situation der Palästinenser in Syrien zum Beispiel, die zwischen den Truppen des Assad-Regimes und den liebevoll „Rebellen“ genannten islamistischen Milizen eingeschlossen sind.
Und Younes erzählt u.a. von zwei Begegnungen der besonderen Art mit Israelis, die auf ihre Weise für ihre Sache und ihr Land im wahrsten Sinne des Wortes eintreten. Zunächst gibt es auch in Israel den Ruf nach einem freien Tibet:
Ich traf einmal einen Israeli in Nordindien mit einem „Free Tibet“ T-Shirt. Ich ging rüber, lächelte und fragte höflich: „Sag mal, hast du nicht das gleiche Problem bei dir zu Hause?[62] Wie kannst du denn da für Tibet sein?“ Antwort: „Der Unterschied ist, dass Tibetaner friedliche Menschen sind. Nicht wie Araber, die sind aggressiv und Terroristen.“ Wenig später sagte er noch, dass sie alle „ausgerottet werden sollten! Eine Atombombe auf die Westbank und Gaza“. Das war 2007, liebe Leserinnen und Leser.
Und dann noch der Philosophiestudent:
Während einem Verhör an der Israelischen Grenze zu Jordanien, sagte mir mein Verhörer grinsend, dass er die Möglichkeit hätte meinen Laptop zu konfiszieren und mich zurück nach Jordanien schicken kann, zu meiner Familie, so dass ich meine Masterarbeit vergessen könnte (und somit auch meinen Studienabschluss!). Das alles weil ich mich weigerte meine persönliche eMail und die meiner Mitbewohnerin in Ramallah herauszugeben. Ich antwortete: „Das stimmt, das können Sie tun. Machen Sie’s doch einfach! Wir wissen doch beide sehr wohl, wer hier mehr Macht hat. Aber was ich gerade interessant finde, ist dass Sie das anscheinend genießen, oder warum lächeln Sie so!? Haben Sie mal Hannah Arendts ‚Banalität des Bösen’ gelesen?“ David, so hat er sich genannt, ohne so zu heißen, verlor sein Lächeln. Er hatte Philosophie an der Hebräischen Universität in Jerusalem studiert. Das Verhör dauerte acht Stunden und ich musste in einer kurzen Pause selbst um ein Glas Wasser (bei 35 Grad) bitten. Letzteres ist nichts Ungewöhnliches an der israelischen Grenze – wenigstens wurde ich reingelassen und meinen PC durfte ich auch behalten nachdem ich mich ausziehen durfte.
Ich bin es leid, über Israelkritik und Solidarität mit wem auch immer zu debattieren. Ich habe keine Lust mehr auf messerscharfe Analysen. Ich bin entsetzt. Als Familienvater kommen mir bei den Bildern zermetzelter Kinder und Babys die Tränen. Als Christ und Humanist bleibt mir nur, Ohnmacht und Trauer auszuhalten. Worte vermögen dabei wenig. Die Streitschrift von Anna Esther Younes lese ich auch als Trostschrift. In einer trostlosen Zeit. Ihr Text ist aus einer anderen Perspektive als meiner eigenen verfasst, aber die in ihm zum Ausdruck gebrachten Gefühle – sie sind die meinen.
الحمد لله اننا اخرجنا 40 مليون جزائري واخرجنا الملايين من العرب الى الوارع فليحيا العرب نهديكم هذا الفوز خاصة للشعب الفلسطيني شكرا
— Sofian Feghouli (@Sousou_Officiel) 26. Juni 2014
„Ich danke Gott, dass wir 40 Millionen Algerier und Millionen Araber eine Runde weiter gekommen sind. Wir möchten mit unserem Sieg alle Araber beschenken, besonders die Palästinenser. Danke.“ (Übersetzt von mir aus dem Englischen, via 16 Minutes to Palestine)
Blut gefroren
In einem Beitrag für die von mir ehemals geschätzte Website Mondoweiss behauptet die aus Gaza stammende Hana Alyaqubi aus Anlass der schlimmen Zustände nach Flut und israelischem Beschuss: Der Gazastreifen sei der einzige Ort, der von aller Welt (vermeintlich) vergessen worden sei. Ich bin nicht sicher, ob dies stimmt. Musste des denn erst wirklich zu dieser Schlagzeile aus dem in Syrien befindlichen, palästinensischen Flüchtlingslager Yarmouk kommen: „Fünf Palästinenser verhungern im belagerten Yarmouk“.
Wer dieses Bild von den Facebookseiten von Occupy Israel und Palestinians in syrian situation ansehen und diese Einschätzung lesen muss:
Meanwhile, 99% of the supposedly ‚pro-Palestinian‘ (sic) activists around the world continue to disregard the slaughter and starvation of those in Syria, preferring to stand by the regime responsible for their deaths and suffering.
– dem muss das Blut gefrieren. Ich für meinen Teil muss gestehen: Ich fühle mich insofern ertappt, als dass ich in Sachen Syrien einfach die Frage unterlassen habe: Was wird denn aus den palästinensischen Flüchtlingen dort? Dabei wären Informationen leicht erhältlich (gewesen). Dass auch die Deutsch-Palästinensische Gesellschaft zu dem Thema bislang nichts Netzwertiges geäußert hat, ist kein Trost.
Ilan Halevi R.I.P.

Ha’aretz, Ynet und andere vermelden den Tod von Ilan Halevi (geb. 1943), seines Zeichens eines der wenigen jüdischen Mitglieder der PLO und ehemaliger Berater Yassir Arafats. Er verstarb in einem Pariser Krankenhaus. Und sogleich wartet, wenn man Ynet glauben darf, ihrerseits die palästinensische Delegation in Frankreich mit einer seltsam dämlichen Verlautbarung auf:
His death put an end to 69 years of a life devoted to the Palestinian Authority.
Siedlergewalt gegen israelische Menschenrechtler
Israelis gegen Israelis – ein Konflikt, der im vorliegenden Fall außerhalb des Kernlandes des Staates Israel ausgetragen wurde, genauer gesagt, auf besetztem Gebiet. Oder: Israelische Juden in der Westbank angegriffen. Wie man es dreht und wendet: die Siedler werden davonkommen. Yossi Gurvitz berichtet von einem Überfall von Siedlern auf drei Mitarbeiter der israelischen Menschenrechtsgruppe Yesh Din, die sich schwerpunktmäßig mit dem Monitoring von Siedlungsaktivitäten beschäftigt, unweit der illegalen Siedlung Havat Gilad. Noch kürzlich plädierte Israels Verteidigungsminister Ya’alon dafür, den Status des besagten Stützpunktes in Richtung Legalität zu verändern. Das Yesh-Din-Team war gerade dabei, sich per Auto von der Siedlung zu entfernen, als drei Siedler die Straße blockierten und das Fahrzeug der drei Aktivisten mutwillig beschädigten.
The Israelis, one of whom was armed, violently attacked the team’s vehicle, broke its windshield and stole its keys. Despite the attack, our team made it back safely to the village of Far’atha, and lodged an official complaint with the police.
Nun geht es darum, ob und inwieweit israelische Sicherheitsorgane die Ermittlungen aufnehmen werden. Doch eine Sache steht für Yossi Gurvitz außer Frage:
the government of Israel is responsible for this violence.
Und er erläutert: „Siedlergewalt gegen israelische Menschenrechtler“ weiterlesen
Die einen nennen es Rassismus, andere sprechen von Apartheid
De jure sind israelische Palästinenser ihren jüdischen Mitbürgern gleichberechtigt. Die Realität sieht indes anders aus. Der in Nazareth lebende, britische Journalist Jonathan Cook beschreibt hier sehr anschaulich anhand einiger heftiger Beispiele, wie normal es innerhalb der israelischen Gesellschaft zu sein scheint, Palästinenser – und hier sind auch jene mit israelischem Pass gemeint – aufgrund ihrer Herkunft zu benachteiligen. All dies hat demnach Formen erreicht, dass sogar die Regierung Netanyahu es für geboten sah, ihre tiefe Betroffenheit zum Ausdruck zu bringen, indem von einzelnen Vertretern das Kind einfach mal bei einem seiner zahlreichen Namen genannt wurde:
Government ministers led an outpouring of revulsion. Tzipi Livni, the justice minister, called the incident [üble Vorgänge im Freizeitpark Superland] a “symptom of a sick democracy”. Defence minister Moshe Yaalon was “ashamed”. Prime minister Benjamin Netanyahu demanded that the “racist” policy be halted immediately.
„Die einen nennen es Rassismus, andere sprechen von Apartheid“ weiterlesen
Israelische Waren und Waren aus israelischen Siedlungen
Ein überfälliger Schritt, man höre und staune, auf Initiative der Grünen:
Die Bundestagsfraktion von Bündnis 90 / Die Grünen hat das parlamentarische Instrument der Kleinen Anfrage genutzt, um der Bundesregierung kritische Fragen über den Import von Produkten aus den israelischen Siedlungen im Westjordanland und über deren Kennzeichnung hierzulande zu stellen.
Die Kleine Anfrage bezieht sich stark auf den Bericht Handel gegen den Frieden. Wie Europa zur Erhaltung illegaler israelischer Siedlungen beiträgt, den medico zusammen mit 21 weiteren europäischen Organisationen herausgebracht hatte.
So, und nun möchte ich gern wissen – was gibt es dagegen einzuwenden?
Deir Yassin darf nicht vergessen werden.
Dort wo sich heute der Wstjerusalmer Ortsteil Givat Shaul befindet, in dessen Herz eine Nervenklinik liegt, stand einst das palästinensische Dorf Deir Yassin. Dina Elmuti, NAchfahrin von Opfern jenes Massakers, das von zionistischen Milizen am 9. April 1948 verübt wurde, ermahnt die Nachwelt: „We must never forget the massacre of Deir Yassin.“
„Zynisch und schlichtweg menschenverachtend.“
Ich finde es ja schade, dass es im Transatlantikblog des hochgeschätzten Schlesinger derzeit nicht die Möglichkeit gibt, als Leser Kommentare zu posten. Der Gute veröffentlicht seine Texte ja noch im Freitag – und mit was für einem Bullshit sich Schlesinger da zuweilen zu befassen hat, ist echt nicht mehr feierlich. Sein aktueller Beitrag über den 20jährigen israelischen Soldaten Mor Ostrovski, der sich nicht entblödet hat, ein Bild von einem palästinensischen Jungen im Fadenkreuz von Ostrovskis Waffe online zu stellen, ist ähnlich empfehlenswert wie etwa der Beitrag zum selben Thema von Emran Feroz. Die Vorwürfe, der sich Schlesinger dann zu erwehren hat, lassen in mir das Verständnis für Schlesingers comment policy wachsen. Nein, ihm wird nicht Antisemitismus vorgeworfen – eher im Gegenteil (sic!). Zudem merke ich, dass ich bislang großes Glück gehabt: Die meisten Kommentare in meinem Blog sind bemerkenswert differenziert und freundlich.
Es geht nicht um Lapid oder Bennet. Es geht um Qamar.
Während sich die Welt noch die Augen reibt ob des Glanzes, den Israels neue Politstars Naftali Bennett und Yair Lapid verströmen, soll uns das folgende Video, aufgenommen von Aktivisten der Menschenrechtsgruppe Ta’ayush vor Augen führen, um was es im Kern im israelisch-palästinensischen Konflikt geht: Die einen verschaffen sich Zugang zu Ressourcen und tun dies in vollem Bewusstsein auf Kosten der anderen – und mag es sich dabei auch um Kleinstkinder handeln:
Am 19.1. verhafteten israelische „Sicherheitskräfte“ in der Nähe von Hebron – man versuche, sich die Visagen dieser Typen einzuprägen, Gott sei Dank, lässt uns das Internet nicht vergessen – die 18 Monate alte Qamar und ihre Mutter Rima Ismail Awad. Siedler hatten sich der Ländereien und der Olivenhaine der Familie bemächtigt und mussten natürlich nun von diesem antisemitischen Mob beschützt werden.
Welche Gedanken kommen einem bei diesen Bildern? „Es geht nicht um Lapid oder Bennet. Es geht um Qamar.“ weiterlesen
Beeindruckend: Asma Agbarie Zahalka
Wem es wirklich um Gegenwart und Zukunft im Staate und Lande Israel geht, der sollte aufmerken, wenn es um diese Frau geht: Hier ein Wahlkampfspot der Da’am Workers‘ Party mit ihrer Spitzenkandidatin Asma Agbaria Zahalka. „Beeindruckend: Asma Agbarie Zahalka“ weiterlesen
Hamas… Arschlöcher…

Dimi Reider meldet auf Facebook:
Hamas rocket apparently hit… Jaffa. Well done, assholes. „Hamas… Arschlöcher…“ weiterlesen