Eine weitere Empfehlung von rhizom

Was einem manchmal an Müll aus der Papierversion einer Zeitung fallen kann, durften unlängst die LeserInnen der ehemals links-alternativen taz erfahren. Einem vierseitigen Pamphlet der Aktion 3. Welt Saar war es vergönnt, das Licht der Öffentlichkeit zu erblicken. Wo „Bye bye Multikulti – Es lebe Multikulti“ draufsteht, ist sattsam bekannte Islam-„Kritik“ drin – freilich in einen irgendwie links daherkommenden Jargon gekleidet. Abermals gebürt rhizom Dank, weist er doch auf eine Analyse dieses Schunds durch den Soziologen Achim Brühl hin. Auf die Frage nach dem momentanen Standort besagter Islam-„Kritik“ antwortet er so deutlich wie unbarmherzig:

Beim Kulturalismus als postmodernem Neorassismus, einem Rassismus ohne Rassen, der den Terminus Rasse aufgibt, ohne dass die Exkludierung des Anderen und seine stereotype Abwertung als „anti-aufklärerisch“, „intolerant“, „unmodern“, „gewalttätig“, „anti-emanzipatorisch“, „herrschsüchtig“, „reaktionär“, „extrem patriarchalisch“, „homophob“, „machohaft“ nur einen Hauch an Schärfe verlieren würde. Gut, dass wir ja die besseren Menschen, vor allem Männer sind. Am neodeutschen Wesen soll wohl die Welt genesen …

4 Gedanken zu “Eine weitere Empfehlung von rhizom

  1. Stellungnahme zum zitierten Artikel von Achim Bühl

    Die Flugschrift „Bye, bye Multikulti – Es lebe Multikulti“ der Gruppen „Aktion 3.Welt Saar“ und „Emanzipation und Frieden“ gefällt dem Islamwissenschaftler Achim Bühl nicht (ak 546, 22.1.2010, „Islamfeindlichkeit von links“). Das ist bedauerlich. Sechs Hilfestellungen, wie er dies künftig vermeiden und seinen Gefallen daran finden kann:

    So schreibt er:

    1. Die ” Volksabstimmung für ein Minarett-Verbot in der Schweiz und die Umfrageergebnisse in Deutschland diesbezüglich sind der Flugschrift keine einzige Zeile wert”, womit er zu einem für Demagogen typischen Trick greift: Sich irgendetwas auszusuchen, das in einem Text mit begrenztem Umfang nicht enthalten ist und dies dann als gezielte Auslassung zu interpretieren. Zu den zahlreichen islamistischen Gewaltakten als Reaktion auf die dänischen Mohammed-Karikaturen findet sich in der Flugschrift ebenfalls keine Aussage, was Bühl der Flugschrift nach derselben Logik als Ignoranz gegenüber diesen Taten hätte ankreiden müssen. Allerdings hätte er bereits seit 23.12.09 in der Ankündigung der Flugschrift auf der Website von “Emanzipation und Frieden” lesen können: „In Wohnzimmern wabert gutbürgerliche Abneigung gegen ‚Produzenten von Kopftuchmädchen’, eine Minarett-Abstimmung hierzulande mag man sich nicht vorstellen.“ Durch den impliziten Vorwurf des zumindest „stillen Einvernehmens“ mit dem Minarettverbot unterschlägt er auch, dass die „Aktion 3.Welt Saar“ das Verbot ausdrücklich und in aller Form abgelehnt hat. So hat z.B. Klaus Blees (Aktion 3.Welt Saar) als Mitverfasser der Flugschrift erst kürzlich, am 13.1.10, in Radio Corax das Minarettverbot wörtlich als “extrem antidemokratisch” und als “massiven Angriff auf Religions- und Weltanschauungsfreiheit” bezeichnet.

    2. Der Islamwissenschaftler behauptet, die UnterzeichnerInnen des Aufrufs “Gerechtigkeit für die Muslime” würden in der Flugschrift “diffamiert”, ohne sich inhaltlich mit ihnen auseinanderzusetzen. Hätte er sich tatsächlich dafür interessiert, ob wir uns inhaltlich mit dem Aufruf beschäftigt haben oder nicht, so wäre er nach kurzer Google-Recherche auf den Gegenaufruf dazu, “Gerechtigkeit für demokratische Islamkritikerinnen”, gestoßen, den zwei Verfasser der Flugschrift mit unterzeichnet haben und in dem eine ausführliche argumentative Auseinandersetzung geleistet wird.

    3. Bühl vermisst bei den Gruppen „Aktion 3.Welt Saar“ und „Emanzipation und Frieden“ selbst “minimale journalistische Sorgfaltspflicht”, weil sie sonst wissen müssten, dass Ditib als “staatsnaher türkischer Islamverband” sich “eindeutig gegen einen Kopftuchzwang ausspricht”. Die Realität sieht anders aus: „Das Kopftuch ist ein Gebot des Gottes im Islam”, ließ Ditib Saar auf ihrer Website verlauten. Dieser Affront gegen Frauen und andere üble, zum Teil in der Flugschrift zitierte patriarchale Passagen wurden erst entfernt, nachdem die „Aktion 3.Welt Saar“ sie im Januar 2008 in einer Pressemitteilung öffentlich gemacht hatte.

    4. Weiter unterstellt Bühl eine „ undifferenzierte Gleichsetzung von Islam und Islamismus, die sich durch den gesamten Text zieht“. Hätte er die Flugschrift vollständig gelesen, wären ihm folgende Sätze aufgefallen: „Erfreulicherweise sehen sich viele Menschen mit islamisch geprägtem Migrationshintergrund nicht von Verbänden wie ‚Ditib’ oder ‚Zentralrat der Muslime’ vertreten. Trotzdem werden diese nicht müde, zu behaupten, sie seien ‚Sprachrohr der Muslime’“ Er muss schon eine merkwürdige Art von Wissenschaft betreiben, wenn er daraus folgert, die Verfasser wollten „über drei Millionen Menschen muslimischen Glaubens in Deutschland…unter Generalverdacht stellen“. Journalistische Sorgfaltspflicht?

    5. Der Islamwissenschaftler beklagt sich, weil die Flugschrift den Gebrauch des Begriffes „Islamophobie“ durch „Pro Asyl“ kritisiert. In der Tat handelt es sich bei diesem und ähnlichen, schon von den iranischen Mullahs gegen sich der Zwangsverschleierung widersetzende Frauen in Anschlag gebrachten Ausdrücken um Kampfbegriffe, die eine reaktionäre Ideologie unter Bestandsschutz stellen und gegen Kritik immunisieren sollen. Dem dient auch die von ihm vollzogene Gleichsetzung von „Islamfeindschaft“ mit „Moslemfeindschaft“ bzw. „Menschenfeindschaft“. Wir bestehen allerdings darauf, dass Religions- und Ideologiekritik etwas ganz anderes ist als rassistisch oder fremdenfeindlich motivierter Hass auf Menschen. Der Islamwissenschaftler mag diese gegenaufklärerische Entsorgung von Kritik gerne weiter betreiben – wir verwahren uns dagegen.

    6. Bezeichnend auch, wie er den Herausgebern ungeachtet ihrer bekannten publizistischen und sonstigen Aktivitäten gegen rechte Weblogs wie Politically Incorrect unterstellt, deren Machenschaften “anscheinend” nicht zu reflektieren. Dass bei der Kritischen Islamkonferenz im Frühjahr 2008 in Köln im Publikum anwesende Vertreter von Politically Incorrect demonstrativ den Saal verließen, als Roland Röder von der „Aktion 3.Welt Saar“ in seinem Vortrag unmissverständlich gegen falsche Toleranz gegenüber islamistischen Verhaltensweisen und gegen die ebenso falsche Toleranz Abschiebungen gegenüber argumentierte, lässt er unerwähnt. Warum die „Aktion 3.Welt Saar“ in diesen Blogs immer wieder massiv angegriffen wird, versucht der Islamwissenschaftler erst gar nicht zu erklären.

    Mal Hand aufs islamfreundliche Herz: Fühlt sich Bühl in seinem Status als Platzhirsch einer unkritischen Islamwissenschaft angegriffen, weil die Flugschrift Dinge benennt, die er lieber nicht sehen möchte, deren Eingeständnis nicht mit den erwünschten Ergebnissen dieser Art von Wissenschaft vereinbar wäre? Warum sonst die zahlreichen verfälschenden Auslassungen in seinem Beitrag, nach dem Motto: „Was nicht passt, wird passend gemacht“?

    Den von ihm vollzogenen Versuch, aus dem Kampf gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit ein Kritikverbot an einer Religion inklusive deren menschenfeindlichsten Interpretationen abzuleiten, werden wir auch weiterhin angreifen. Genau dagegen sind wir mit dieser Flugschrift angetreten, denn uns geht es – auch das hat Bühl „überlesen“ – „nicht um den ‚Erhalt von Kulturen’, weder der ‚deutschen’ noch der ‚christlichen’, der ‚westlichen’ oder der ‚islamischen’. Es geht um die Verteidigung und Durchsetzung zivilisatorischer Mindeststandards. Hinter sie darf es kein Zurück geben.“ Und mit ihnen hat Bühl augenscheinlich ein Problem.

    Die vierseitige Flugschrift “Bye, bye Multikulti – Es lebe Multikulti” senden wir übrigens – auch in größerer Anzahl – kostenlos gegen Portoerstattung zu. Bestellungen bitte an: Aktion 3.Welt Saar, Weiskirchener Str. 24, 66679 Losheim See, Telefon 06872 / 9930-56, mail@a3wsaar.de

    Klaus Blees, Aktion 3.Welt Saar
    Lothar Galow-Bergemann, Emanzipation und Frieden
    Michael Scherer, Aktion 3.Welt Saar

    6.2.2010

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