„Netanyahu will Churchill sein. Doch dessen Zeit ist abgelaufen.“

Ein nicht namentlich erwähnter Top-Informant aus dem engsten Machtzirkel der israelischen Regierung beklagte sich jüngst bei Ynet über Ministerpräsident Netanyahu: Dessen persönliches und politisches Verhalten hätten dazu beigetragen, dass Israel isoliert in der Welt dastehe, ja, dass Israel heute bedrohter denn je sei sei. Angesichts der wirtschaftlichen Situation des Landes befürchtet der Informant einen Schneeball-Effekt, sollte sich beispielsweise ein EU-Mitgliedsstaat zum Boykott israelischer Waren entschließen. Interessant dabei ist, dass sich die Person voll und ganz im Klaren über die Plausibilität der Begründung eines Boykotts im Klaren zu sein scheint:

We are a country that exports, and in light of the situation with the Palestinians and the continued occupation, we are seen as an apartheid state. A boycott of Israel is the most dangerous thing that exists today.

[Fettdruck von mir ]

Neben der Besatzung wird Netanyahu für die Rolle, die er im Kontext der Verhandlungen um das iranische Atomprogramm seit jeher spielt, kritisiert. Bibis Hysterie habe dazu geführt, dass der Iran in der heutigen Zeit überhaupt  als ernsthafte Atommacht angesehen werde. „„Netanyahu will Churchill sein. Doch dessen Zeit ist abgelaufen.““ weiterlesen

Wo sich John Kerry seinen Friedensprozess hinstecken kann

Der arme, bedauernswerte John Kerry. Mittlerweile wird er den Nahen und Mittleren Osten besser kennen als sein Büro daheim im Washingtoner Außenministerium. Sechsmal schon pendelte er in Sachen Wiederauffrischung des Nahostfriedensprozesses in die Region. Seine Mission: Die USA als wichtigsten Makler zwischen Israelis und Palästinensern neu etablieren. Die Früchte der bisherigen Bemühungen, die jener Mensch, der anno 2004 doch tatsächlich das US-Präsidentschaftsrennen gegen George W. „Bretzel“ Bush verlor,  sind kaum der Rede wert. Besonders die palästinensische Seite, so scheint es endlich, hat keine Lust mehr, bei diesem Schmierentheater mitzumischen. M.J. Rosenberg formuliert bedächtig, differenziert und vor allem sensibel:  „Wo sich John Kerry seinen Friedensprozess hinstecken kann“ weiterlesen

Thomas Friedmans Vision einer Friedenslösung in Nahost

Der unvermeidliche Thomas Friedman zur Frage, warum der israelisch-palästinensische Konflikt „gelöst“ werden sollte:

 1) to reverse the trend of international delegitimization closing in on Israel; 2) to disconnect Israel as much as possible from the regional conflicts around it; and 3) to offer a model.

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„Singling out Israel“? Ja, warum denn nicht?

Israels Wirtschaftsminister, der rechtsradikale Siedlerist Naftali Bennett, hat jüngst in Jerusalem der international anerkannten Zwei-Staaten-Lösung eine Absage erteilt. Vielmehr, so Bennett, sei für Israel das Gebot der Stunde, in der Westbank zu „bauen, bauen, bauen“: Einen Staat Palästina dürfe es niemals geben. Als Reaktion ereignete sich ein Vorgang, den man sich unbedingt in den Kalender eintragen und dann auf der Zunge zergehen lassen sollte: Der Director des American Jewish Committee, David Harris, kritisierte Bennett für seine „nicht hilfreichen Äußerungen“ und forderte die israelische Regierung auf, sich von diesen zu distanzieren.  Harris‘ harsche Kritik an Bennett verdient Beachtung, denn sie ist nach wie vor eine Rarität, gerade wenn sie von seiten des AJC geäußert, das neben der Anti-Defamation League und AIPAC zu den wichtigsten jüdischen pro-israelischen Lobbygruppen in den USA gehört.

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Israel sollte Ahmadinejad dankbar sein.

Es ist immer so eine Sache, wenn den Sieger der iranischen Wahlen, Ruhani, in westlichen Gefilden als Reformer zu deklarieren. Das amtliche Endergebnis aus Teheran steht noch gar nicht fest, da warnt Israels Premierminister Netanyahu schon wieder davor, die iranische Regierung mit allzu offenen Armen in der Gemeinschaft der angesehenen Staaten willkommen zu heißen. Bibi hat ja recht: Der Mann hat noch nichts geleistet, also Vorsicht mit Vorschusslorbeeren. Ein Friedensnobelpreisträger wie Barack Obama hat sich ja auch als paranoider Abhör-Fetischist und Kontrollfreak entpuppt. Interessant, dass Netanyahu ebenfalls darauf hinweist, dass im Iran der Staatspräsident de facto dem Willen der hohen Geistlichkeit unterworfen sei. In der New York Times heißt es: „Israel sollte Ahmadinejad dankbar sein.“ weiterlesen

Schwere Zeiten für die Israel-Solidarität

Schlimme Nachrichten für all jene, denen es nicht schnell genug gehen kann und konnte, Irans Bombe durch Bomben zu stoppen: Erstens: Nach acht Jahren Hitlers Wiedergänger revisited, Tarnname Ahmadinejad, übernimmt nun der Reformer Ruhani das Amt des iranischen Staatspräsidenten. In den sozialen Medien wird bereits jetzt darauf hingewiesen, dass nicht der Staatspräsident, sondern die hohe Geistlichkeit im Iran das Sagen habe, aber das hat bekanntlich amerikanische Neocons, israelische Likudniks und hiesige ehrlich besorgte Hasbaristen nicht davon abgehalten, die Welt auf den nächsten Holocaust vorzubereiten, und Dummschwätzer Ahmadinejad spielte bereitwillig mit – und mit ihm, wollt‘ ich noch sagen, u.a. ja auch deutsche Freunde wie Elsässer und Co. „Schwere Zeiten für die Israel-Solidarität“ weiterlesen

„Am Yisrael Chai“

Der Holocaust werde von denen, welche es um die Propagierung, Verteidigung und Belobigung der Arbeit der israelischen Regierung oder der IDF geht, instrumentalisiert, so hört man aus israelkritischen Mündern allzu oft. Man mag vorsichtig diesem Übersetzungsversuch zustimmen, dessen Urheber  freilich viel zu fest auf (anti)deutschem Boden zu stehen scheint:

Als Weltmeister der Geschichtsaufarbeitung haben wir Deutschen die Deutungshoheit in Sachen Antisemitismus – wer Antisemit ist, bestimmen wir! Seit geraumer Zeit hat die Holocaustindustrie ihr Tätigkeitsfeld auf Produktpiraterie ausgeweitet mit dem Ziel, selbstmächtig über das deutsche Eigentum Holocaust©, Auschwitz© und Shoah© zu verfügen. Dabei weiß jeder, dass es sich nur um zweitklassige Imitate handeln kann, deren Qualität niemals an made in germany heranreichen wird. Schlimmer noch: Die Unterstellung, Israel sehe sich Kräften gegenüber, die auf seine Vernichtung abzielen, ist nichts als Demagogie und Propaganda, weswegen sich nicht nur Gleichsetzungen, sondern auch schon Vergleiche verbieten.

Ein schneller Blick auf die Blockroll verrät: Jener Blogger hat StandwithUs nicht aufgelistet. Warum ich das sage? Fangen wir mit einem Bild an. Zu sehen ist eine Gruppe von Gefangenen im KZ Buchenwald: „„Am Yisrael Chai““ weiterlesen

Ellis: In Sachen Israel-Palästina ist Obama eine „lame duck“.

Hier ein am 15.3. veröffentlichtes Video, in welchem Marc H. Ellis zu den zentralen Thesen seines Werks befragt wird.

Gegen Ende kommt er auf Obama in Israel-Palästina zusprechen. Ellis bezeichnet sich selbst als Unterstützer, aber „his performance in Israel and Palestine was pathetic.“ Besonders bedauernswert sei der Umstand, dass Obama als African-American Präsident sich so eindeutig auf die Seite der Unterdrücker und Besatzer geschlagen habe. Auch Ellis wertet Obamas Äußerungen auf seiner jüngsten Nahostreise als Beleg dafür, dass Obama in Sachen Nahostfrieden nichts Entscheidendes mehr bewegen könne bzw. wolle: Im ersten Jahr seiner zweiten Amtszeit habe er, so Ellis,  allen signalisiert: Er sei eine lame duck.

Obama knuddelt Bibi. Zum Abschied?

Was ist von Obamas Reden, die zu schwingen er ja wie heutzutage kaum ein anderer ja in der Lage zu sein scheint, in Israel-Palästina zu halten? Jon Stewarts Daily Show hat in ihrer heutigen Ausgabe eine Collage aller US-Präsidenten von Bush I. bis Obama präsentiert: Jeder einzelne Anführer der freien Welt, Inc., bekennt sich darin zur Zwei-Staaten-Lösung, mit den immer gleichen Worthülsen. Stewart wertet dies als Ausdruck der faktischen Machtlosigkeit der USA im Nahen Osten. Man könnte meinen, dass es kaum noch von Belang ist, ob bzw. dass sich Amerika seit jeher eben nicht als wichtigster Mediator zwischen Israelis und Palästinensers geriert, sondern als mehr oder weniger unverblümter Fürsprecher der geo-politischen Interessen Israels. Sagte ich unlängst noch, dass die Größe der mir eigenen Hoffnungslosigkeit doch noch nicht unfassbare Dimensionen erreicht habe – Obama weiß, da bin ich mir sicherer als bei so manchem seiner Amtsvorgänger, was es bedeutet, wenn z.B. die Vorsitzende des National Committee der Demokratischen Partei, Debbie Wasserman Schulz sich mit Naftali Bennett zum freundlichen Meinungsaustausch trifft. „Obama knuddelt Bibi. Zum Abschied?“ weiterlesen